10 Dinge, die ich an Seoul/Korea Hasse

Moin, nachdem ich gestern über 10 Dinge gesprochen habe, die ich an Seoul liebe, widme ich mich heute mal der anderen Seite der Medaille. Denn auch wenn ich Korea im großen und ganzen großartig finde, so gibt es doch ein paar Sachen, die ich richtig ätzend finde. So wie in jedem anderen Land halt auch…
Bevor sich jetzt der ein oder andere bereit macht, sein geliebtes Korea zu verteidigen, möchte ich einen kurzen Disclaimer vorweg schicken. Wovon es auch im laufe der Liste immer wieder welche von gibt, nur so zur Sicherheit.

Jeder weiß, das man nie alle Menschen über einen Kamm scheren kann und sollte. Deshalb möchte ich hier ausdrücklich betonen, das selbstverständlich nie alle Leute gemeint sind, wenn ich mich über etwas negatives beklage. Es geht eben nur um genau diese Leute, die solche Dinge machen und ich finde es enorm wichtig darauf aufmerksam zu machen. Denn ich sehe einfach zu viele Ausländer hier in Korea, die sehr naiv in ihr eigenes Verderben laufen, weil sie verdrängen das auch Südkorea seine Schattenseiten hat.

Doch genug der Vorrede, los geht’s mit den 10 Dingen die ich an Korea hasse bzw. nicht ausstehen kann.

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Luftverschmutzung

Frische und saubere Luft zählt definitiv zu den Dingen die ich in Deutschland für zu selbstverständlich genommen und erst hier in Korea richtig zu schätzen gelernt habe.
Vor allem im Frühling und Winter ist die Luft in Korea besonders schlecht. Ohne spezielle Masken geht dann gar nichts. Wie genau du gesund bleiben kannst, wenn die Luft mal wieder verpestet ist, erfährst du hier: “Luftverschmutzung in Korea -  So bleibst du gesund”.
Zwar kann man einiges tun um sich zu schützen, nervig bleibt es aber trotzdem.

Spy-Cams und Revenge Porn

*Disclaimer: Bei diesem Punkt geht es um das unfreiwillige und illegale veröffentlichen von sehr privatem Videomaterial. Wenn dich sowas zu sehr belastet, springe am besten einfach zum nächsten Punkt.
Da es sich bei diesem Thema um etwas enorm ernst zu nehmendes handelt, das man nicht mal eben in zwei Absätze quetschen kann, wird es dazu bald einen ausführlichen Beitrag geben.*

Ein ziemlich hässliches Thema, das nichts desto trotz oder gerade deshalb erwähnt werden muss. Eine in Korea weit verbreitete Straftat, ich weigere mich das als Trend zu bezeichnen, ist es mit sogenannten Spy Cams aufnahmen von Fremden oder sogar dem Partner zu machen und diese ins Netz zu stellen. Wie du dir sicher bereits denken kannst, handelt es sich bei den Betroffenen vor allem um Frauen.
Auch wenn diese beiden Verbrechen oft Hand in Hand gehen, sind Spy Cams und Revenge Porn nicht immer das gleiche. 

Was sind also Spy Cams?

Hierbei handelt es sich um winzig kleine Kameras, die vor allem in öffentlichen Toiletten, Umkleiden, Hotelzimmern und Apartments angebracht werden. Das so gesammelte Material wird dann für pornografische Zwecke auf speziellen Seiten veröffentlicht und geteilt.
Während Spy Cams an sich schon verabscheuungswürdig sind, gibt es Leute die, meiner bescheidenen Meinung nach, sogar noch widerwärtiger sind. Gemeint sind jene die Revenge Porn “produzieren” und verbreiten.

Doch was ist denn nun Revenge Porn?

Hierbei handelt es sich um Videos, die entweder wissentlich oder eben mit Spy Cams aufgenommen wurden. Mit dem kleinen aber verstörenden Unterschied, das die Täter hier (Ex)Partner oder Affären sind. Also “Menschen” die man kennt und denen man eigentlich vertraut.

Zugute halten muss man der Regierung, das sie diese Themen sehr ernst nehmen und ihr möglichstes tun um Betroffenen nicht nur zu helfen, sondern auch die Täter zu fassen. Allerdings wissen wir alle wie heimtückisch das Internet sein kann. Es ist leider nicht ganz so leicht Cyber Verbrechen aufzuklären.
Natürlich versucht die Regierung auch zu verhindern das entsprechende Videos überhaupt entstehen können, zumindest in den Räumen auf die sie Einfluss haben, wie zB öffentliche Toiletten. Diese werden regelmäßig von Polizistinnen gefilzt und von Cams gesäubert.

Ausländer-Steuer

In Korea gibt es unheimlich viele kleine Läden, die nicht zu großen Ketten gehören. Tatsächlich ist das sogar fast mehr verbreitet. Das finde ich grundsätzlich eigentlich ziemlich gut. So kann man problemlos kleine Familienbetriebe in seiner Nachbarschaft unterstützen. Einziger Knackpunkt, in Korea gibt es keine Auszeichnungspflicht. Das heißt Preise müssen nicht für jeden ersichtlich aufgeschrieben werden. Der Verkäufer nennt einem also häufig seinen Preis, der meistens auch verhandelt werden kann. Für alle die also gut verhandeln können, sehr gut.
Blöd nur, das man als Ausländer meistens etwas mehr zahlt als die Einheimischen und das liegt nicht nur daran das Deutsche nicht gerne um Preise verhandeln. Der Einstiegspreis ist oftmals einfach direkt schon höher.
Weil mich sowas massiv stört, versuche ich es zu vermeiden Dinge zu kaufen die nicht ausgezeichnet sind.
Dieses Problem ist natürlich nichts was es nur in Korea gibt, sondern weltweit zahlt man als Tourist/Ausländer oft etwas mehr.

Koreaner sind immer im Recht - Diskriminierung & Polizei

*Disclaimer: Vorab muss ich betonen, das Korea grundlegend ein wirklich sehr sicheres Land ist. Auch die Polizei ist in den meisten Fällen, so wie fast alle Koreaner, sehr hilfsbereit.*

Es gibt eine Sache die mich so richtig ankotzt und mich gleichzeitig mehr Verständnis für Ausländer in Deutschland gelehrt hat:
Bei Auseinandersetzungen mit Koreanern ziehst du seeeehr wahrscheinlich den kürzeren. Ganz egal ob du im Recht bist oder nicht.
Darunter fallen Dinge wie Streitereien auf der Straße oder im Extremfall auch Schlägereien.
Sobald die Polizei eingeschaltet wird und eine der Parteien nicht koreanisch ist, sieht es oft ganz schnell, ganz finster aus.
Ähnlich wie bei uns in Deutschland, wird leider oft angenommen das der Ausländer angefangen hat bzw. schuld ist. Wenn du dann keine Koreaner als Zeugen hast die vehement bestätigen können, dass du hier nicht der Täter sondern vielleicht sogar das Opfer bist, sieht es ganz schnell, ganz finster für dich und dein Visum aus.

Genau das ist auch der Grund, warum vor einigen Jahren einige wenige Koreaner, aus rassistischen Gründen, anfingen auf Ausländer los zu gehen. Selbst wenn diese sich nur verteidigt oder sogar nur geschützt haben, kam es vor das ihnen die Schuld am Kampf gegeben wurde und es hieß bye bye Korea. Diese Vorfälle kommen zum Glück immer seltener vor, aber sind trotzdem noch aktuell. Gerade erst vor ein paar Wochen wurde eine junge Frau von einer Koreanerin beim feiern attackiert und musste sich später vor der Polizei verantworten.

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Das Patriarchat ™

*Disclaimer: Auch wenn es selbstverständlich sein sollte, möchte ich hier noch einmal betonen, dass niemals alle Menschen gleich sind und ich hier nichts verallgemeinere. Fakt ist aber, das Südkorea immer noch ein von Männern dominiertes Land ist.*

Das gute alte Patriarchat ist ja fast überall mal mehr, mal weniger ein Problem. In Korea scheint es allerdings noch deutlich stärker zu sein als zB. in Deutschland. Zumindest in manchen Bereichen.
Das zeigt sich schon in kleinen Dingen des Alltags. Der Mann hat hier zum Großteil immer noch das sagen und ist der “Versorger”. Häufig kann man beobachten, wie Männer ihre Partnerinnen bevormunden und in manchen Fällen auch kontrollieren. Sie entscheiden was ihre Partnerin tragen und mit wem sie sich wann treffen darf. Und wenn sie mal nicht gemeinsam unterwegs sind, erwarten sie regelmäßige Status Updates….ein bisschen wie im Krieg. Generell ist Eifersucht ein gewaltiges Thema hier in Korea.
Aber zurück zum Thema, es ist nicht selten, das Männer sich den Frauen hier überlegen fühlen und das auch zeigen, allerdings auf eine eher unterschwellige Art. 
Auch in den, von vielen gehypten, K-Dramas sind die meisten Beziehungen oft sehr ungesund und vom Mann bestimmt.
Dabei will ich gar nicht davon anfangen, wie viel mehr die Männer hier verdienen im Vergleich zu Frauen im selben Job…

Keine Züge/Busse Nachts

Einer der Gründe warum ich es vorziehe in Hongdae zu wohnen, sind die öffentlichen Verkehrsmittel bei Nacht. Oder besser gesagt die nicht vorhanden öffentlichen Verkehrsmittel. Denn gegen Mitternacht fahren die letzten Züge, auch am Wochenende. Das heißt entweder man muss ein Taxi bzw. mit Glück auch einen der wenigen Nachtbusse nach Hause nehmen oder aber man muss bis 5 Uhr morgens durchfeiern. Denn erst dann fahren die ersten Züge wieder. Taxen sind zwar glücklicherweise wahnsinnig günstig im Vergleich zu Deutschland, aber trotzdem geht auch das mit der Zeit ganz schön ins Geld. Und gerade Nachts ist es manchmal gar nicht so leicht ein Taxi zu finden.
Gerade in einer Stadt wie Seoul, die nie schläft, ist es für mich einfach absurd das die Züge nicht durch oder wenigstens länger fahren.

Hierarchie um jeden Preis

Für jemanden wie mich, der ohnehin schon immer Probleme mit Autoritäten hatte, ein wirklich großes Thema. Aus Deutschland kennen wir ja Sprüche wie “Hab mal mehr Respekt vor dem Alter” und ähnliches. Wozu ich gerne mal Dieter Nuhr zitieren würde “...als wenn verwelken eine Leistung wäre.” Und auch wenn ich damit übereinstimme, das man Respekt vor älteren haben sollte, dann auch nur weil man halt generell für jeden einen gewissen Grundrespekt aufbringen sollte. Alles weitere muss man sich verdienen und einfach nur älter werden ist nun mal keine Leistung, sondern schlichtweg der Lauf der Natur.

Doch wie verhält sich das jetzt in Korea?

Hier musst du im Grunde jedem Respekt zollen, der älter ist als du oder Beruflich über dir steht. Dazu gehört leider auch, das es sich nicht gehört Kritik zu äußern und die andere Person immer im Recht ist….auch wenn sie falsch liegt und keine Ahnung von nichts hat.
Das ist nicht nur nervig, sondern verlangsamt auch die Weiterentwicklung der Gesellschaft. Wenn man Ranghöhere nicht kritisieren darf, hängt das Wachstum und die Entwicklung von einigen wenigen ab, was niemals eine gute Idee ist.
Zwar sieht man hier laaangsam aber sicher auch ein paar Veränderungen, aber eben noch nichts großes.

Geld regiert die Welt - Hast du nichts, bist du nichts

Dieser Punkt hat, unter anderem, auch was mit der Hierarchie hier zu tun.
Status ist unglaublich wichtig in Korea, denn schließlich bedeutet er in vielen Fällen auch Macht. Und da das Statussymbol Nummer eins auf der Welt nunmal das liebe Geld ist, definiert dein Wohlstand oft auch deinen Status und Einfluss.
Jaja ich weiß, das ist nichts neues und läuft fast überall auf der Welt so.
Oder zumindest fast. Denn während auch in Deutschland die meisten wohl gerne viel Geld hätten, ist es in der Regel nicht schlimm wenn man “nur” normal verdient. Man kann sich dann halt nicht immer alles Leisten und muss öfters mal sparen, im Grunde nicht wild.
In Korea kann das aber in manchen Kreisen dafür sorgen, das man jemanden auch mal nicht heiraten kann, weil die Familie der Person jemanden mit höherem Status bevorzugt. Was ich persönlich aber schlimmer finde, ist das man sich mit genug Geld hier aus fast allen Schwierigkeiten raushandeln kann. Betrunken am Steuer? Zahlt man eben eine hohe Abfindung und kann bald darauf wieder am Steuer sitzen.

Doch neben all den offensichtlichen Dingen, gibt es noch ein tiefgehenderes Problem dabei. Gemeint ist der enorme Druck der sich sehr schnell in Depressionen und ungesunden Vermeidungsstrategien wie zB übermäßigem Alkoholkonsum und Kaufsucht zeigt. Bei all den schönen Seiten die Korea bereithält, sollte man nicht vergessen das die Suizidrate zu den höchsten Weltweit gehört. Viele halten dem enormen Druck erfolgreich zu sein nicht stand und wenn man sich anguckt wie hier mit psychischen Problemen umgegangen wird, wundert das auch keinen

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Lebenskosten sind scheiße hoch

Das Leben in Seoul ist teuer und das sage ich als Hamburgerin.
Wie ich im Post “10 Dinge, die ich ans Seoul Liebe” angesprochen hatte, Ist es relativ günstig Essen zu gehen und Unternehmungen jeglicher Art sind hier zum Großteil wirklich wirklich günstig. Aber die Lebenskosten an sich wie Miete und Lebensmittel sind irrsinnig hoch. Je nachdem was du so isst, kannst du die Kosten für deinen Lebensmitteleinkauf mindestens verdoppeln, in vielen Fällen sogar verdreifachen. Und tatsächlich hat Seoul die höchsten Lebensmittelkosten in ganz Asien. (Quelle: Korea Times)
Doch kommen wir mal zur Miete. Ich als Hamburgerin bin hohe Mieten ja gewohnt, aber Seoul hat nochmal ganz neue Maßstäbe gesetzt.
Je nach Art der Unterkunft kannst du hier problemlos 450€ für ein WG Zimmer ausgeben, das du dir dann zT auch noch teilen musst und das in den meisten Fällen viel kleiner ist, als was wir in Deutschland gewohnt sind.
Natürlich gibt es auch Wohnungen die echt schön sind und eine recht günstige Miete haben, hier ist es dann meistens die Kaution, die es in sich hat. Denn die ist um ein vielfaches höher als bei uns. Für eine kleine Wohnung geht es ab 5.000€ los, wobei 10.000€ aufwärts realistischer ist. 

Konsumkultur (Fast-Fashion Mekka)

Vor allem junge Koreaner liiiieben Shoppen und die Geschäfte legen auch ständig mit neuen Kollektionen nach. Kleidung ist hier zum Teil enorm günstig und wird leider von vielen als Verbrauchsgut behandelt. Ich habe mit Koreanern zusammengelebt, die zum Teil noch verpackte Kleidung nach wenigen Wochen wieder aussortiert haben, weil sie für sie bereits nicht mehr interessant war. So kam es durchaus vor das neben unserem Müll eine Kiste mit “alten” Klamotten stand, während direkt daneben die Kartons der neu gelieferten Sachen standen. Allerdings gilt das leider nicht nur für Kleidung. Generell wird hier vieles achtlos weggeworfen und ohne Ende verbraucht.
Lebensmittel, Dekoration, Kleidung und natürlich Unmengen an unnötigen Einwegartikeln landen hier täglich ganz selbstverständlich im Müll.
Das zählt für mich bis heute, mit zum größten Kulturschock hier für mich.

Auch wenn einige der Gründe wirklich sehr ernst sind, bleibt Südkorea für mich ein Land in dem ich gerne lebe. Was aber nicht heißt, das ich mir nicht ein paar Veränderungen wünsche. Jedes Land hat gute und schlechte Seiten, man muss eben nur entscheiden, mit welchen schlechten Seiten man leben kann oder auch Chancen zur Verbesserung sieht.

Bis zum nächsten Mal
Jacky